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1. Neueste Geschichte - S. 208

1859 - Leipzig : Fleischer
208 Eine Synode setzte 1833 die Unabhängigkeit der griechischen Kirche sest und hob die bisherige Unterordnung unter den Patriarchen von Constantinopel auf. Die Regierung verlegte Ende 1834 ihren Sitz von Nauplia nach Athen. Am 1. Juni 1835 übernahm der König selbst die Zügel der Regierung und erließ eine herzliche Anrede an sein Volk. Graf Armansperg blieb bis 1837 der Rathgeber des jungen Monarchen. Die für die Wohlfahrt des Landes zweckmäßigen Einrichtungen wurden fortgesetzt; namentlich ist die Sorge für Volksbildung durch verschiedene Schulanstalten und das Dotations- gesetz zu erwähnen. Letzteres gewährte jedem Familienhaupte das Recht, bis zur Höhe von 2000 Drachmen (500 Thaler) Nationalgut zu erwerben. Da- durch wurde es möglich, daß viele Eigenthumslose einen Besitz erhielten und mit demselben ein Interesse an geordneten Zuständen gewannen. Der Staat hob sich sichtlich; die Einwohnerzahl Athens stieg z. B. in den ersten vier Jahren von 7000 auf 18000; die Staatseinnahmen wuchsen von 7 Mill. Drachmen aus 16 Millionen. Ein lebhafter Wechselverkehr zwischen Baiern und Griechenland wurde durch gegenseitige Besuche unterhalten und 1837 vermählte sich König Otto mit der Prinzessin Amalie von Oldenburg. Allein trotz manchem Gelungenen und günstig sich Entwickelnden waren die öffentlichen Zustände doch keinesweges beruhigt und gesichert. Die Re- gierung selbst wurde namentlich durch dringende Geldnoth in der Ausführung der nöthigen Einrichtungen gehemmt und geschwächt. Noch reichten die Staats- einnahmen nicht zur Deckung der Ausgaben. Ein bedeutender Theil der erwähnten Anleihe hatte bei der nach der Wahl König Otto's durch die Pforte gebilligten .Gränzbestimmung als Entschädigung gezahlt werden müssen, und das letzte Drittheil der Anleihe verzögerte England, weil noch immer die dem Lande verheißene Verfassung nicht gegeben sei. Auch das Volk selbst wünschte die Erfüllung dieser Zusage. Ganz besonders aber wurde das Mißvergnügen der Griechen durch den Druck und den Eigennutz der fremden Beamten aufgeregt. Mancher Abenteurer war nach Griechenland gekommen, um sich dort zu bereichern oder durch ein Amt sich zu versorgen, und der Widerwille der Griechen traf dann den Schuldigen wie den Wohlmeinenden. Ueberhaupt fühlte sich der Nationalstolz verletzt, daß nach der Erlangung der Freiheit nun die Ehre und Macht der öffentlichen Stellen meist in Händen der Fremden war, daß bei der Begründung der Zustände die Nation selbst sich so wenig betheiligen durfte. Die unregelmäßigen Truppen des Befrei- ungskrieges und ihre Häuptlinge, kräftige, aber undisciplinirte Schaaren, vermehrten die Zahl der Unzufriedenen, da sie nicht die Berücksichtigung fanden, welche sie erwarteten. Zu allen diesen Schwierigkeiten und Parteiungen kam nun noch die Bevormundung des jungen Staates durch die drei Schutzmächte, welche, die Beschwerden des Nationalgefühles vermehrend, um so übler wirkte, da die Gesandten der Mächte für Erreichung ihrer besonderen Zwecke unter- und gegeneinander intriguirten. Die Regierung schien über die im Lande verbreitete Unzufriedenheit hin- wegzugehen. Km Anfang September 1843 richteten die Mächte eine Note an das griechische Ministerium, worin zur Verleihung einer Verfassung und

2. Theil 1 - S. V

1839 - Leipzig : Fleischer
w.tf ■f.;i (. Ji'k'j' ,Vj Vorwort. uci Q.t.i Ji'yjj rj j '/¡¡in Die neueste Literatur ist so reich an guten Lehrbüchern für alle Zweige des Unterrichts, daß es allerdings ein mißliches Unternehmen scheint, ihre Zahl durch ein neues zu vermehren. Der Verfasser würde sich daher gewiß nicht dazu entschlossen haben, hätte er nicht die Ueberzeugung, daß gerade für den Zweck, zu welchem dies Buch be- stimmt ist, ein recht taugliches Lehrbuch fehle. Wir haben viele gar treffliche allgemeine Weltgeschichten, die aber mehr für den Unterricht auf Universitäten oder in den ersten Klassen der Gymnasien berechnet sind, und der Lehrer in Bürgerschulen und in den Mittlern Klassen der Gymnasien sieht sich in Verlegenheit, nach welchem Buche er un- terrichten solle. Die Becker-Woltmannsche Weltgeschichte ist unstreitig dazu die brauchbarste, aber zu weitläuftig angelegt, auch für unbe- mittelte Lehrer zu kostbar, und die merkwürdigsten Begebenheiten von Bredow enthalten zu viel Geschichte der Erfindungen, dagegen zu wenig Thatsachen, als daß man damit in andern als den untersten Klassen ausreichen könnte. Es würde also ein Buch vielleicht nicht

3. Theil 1 - S. 50

1839 - Leipzig : Fleischer
lobenswert!) war auch das menschenfreundliche Gesetz, daß Jeder ge- richtlich belangt werden könne, der ein Kind, ein Weib, einen Armen oder einen Sclaven beleidige. Solche Gesetze mußten ein Volk mil- der, und für Künste und Wissenschaften zugänglicher machen, als die des Lykurg, und daher finden wir auch bei den Athenern eine schö- nere Blüthe der geistigen Ausbildung, als bei irgend einem andern Volke des Alterthums. Die Gesetze Solons sind zwar mehrere Jahrhunderte hindurch beobachtet, aber doch auch bald nach seinem Tode theilweise abgeän- dert worden. Es zeigte sich auch hier die Unvollkommenheit und Schwache aller menschlichen Unternehmungen. Denn wahrend Solon nach Vollendung seiner Gesetzgebung eine zehnjährige Reise ins Aus- land gemacht hatte, erhoben sich wieder die kaum durch ihn etwas be- ruhigten drei Partheien, und erneuerten ihren Kampf mit er alten Wuth. Zwar kam Solon eiligst wieder zurück, konnte aber doch nicht verhindern, daß sich der Klügste unter den Partheihäuptern, Peisi- stratos, ein schöner, ansehnlicher und reicher Mann, (5,00) durchseine Freigebigkeit zum Liebling des Volks machte, und die Herrschaft an sich riß. Solon lebte noch 2 Jahre, und unterstützte ihn durch seinen Rath. Zwar wurde er zweimal von seinen Gegnern vertrieben, aber zuletzt wußte er sich doch (seit 540) als Herrn von Athen zu behaup- ten. Er regierte mit großer Umsicht und Milde, beförderte Wissen- schaften und Künste, verschönerte Athen durch Bauwerke, und würde die Athener glücklich gemacht haben, hätten sie die gewaltthätige Weise, wie er sich zu ihrem Herrn aufgeworfen, vergessen können. Solon gehörte zu den sogenannten sieben Weisen. Das wa- ren Männer, die theils in Hellas, theils in Jonien auf der kleinasia- tischen Küste, theils auf den Inseln im ägäischen Meere lebten, sich mit Nachdenken über die Natur, über die menschliche Seele, über Re- ligion, weise Gesetze u. s. w. beschäftigten, und, waö das Nachdenken sie gelehrt, in lehrreiche Denksprüche abfaßten. Als Peisistratos 528 starb, setzte sein ältester Sohn Hippias die Regierung fort, an welcher der jüngere, Hipparch, auch Antheil nahm. Sie regierten im Geiste ihres Vaters, und besonders Hipparch war den Wissenschaften hold; er ließ die Gedichte Homers öffentlich absingen, um sie dem Volke bekannter zu machen, und bewog zwei berühmte Dichter: Simonides aus Keos und Anakreon aus Teos sin Klein-Asien), Athen zum Wohnplatz zu nehmen. Der Herrschaft der Peisistratiden wurde ein schnelles und trau- riges Ende gemacht. Beide Brüder hatten, einen athenischen Jüng- ling, Harm odios tief gekränkt. Dieser und sein Freund Aristo- geiton beschlossen, jene beiden bei erster Gelegenheit niederzustoßen.

4. Theil 2 - S. 72

1839 - Leipzig : Fleischer
72 die Wälder waren noch reich an Elenthieren, Bären, Wölfen und an- derem Wilde. Die Adeligen legten sich auf steilen Bergen Schlösser an, von welchen sie das Land umher ausplünderten und die Vorüber- ziehenden beraubten. Dann und wann zerstörten zwar die Kaiser eine Anzahl solcher Raubnester; aber das half aus nicht lange. Selbst unter den Geistlichen war die Rohheit nicht geringer. In der Mitte des Ilten Jahrhunderts entstand einst ein Streit zwischen einem Bi- schof und einem Abt in der Kirche in Goslar, und obgleich der König (Heinrich 4.) zugegen war, so schlugen doch die beiden Partheien mit Schwertern und Prügeln an heilger Stätte auf einander los. — Un- wissenheit und Aberglaube waren überaus groß. Kaiser Otto l. konnte im 34sten Jahre noch nicht lesen; doch schützten und beförderten die sächsischen Kaiser die Wissenschaften, für die sich aber unter den Deut- schen wenige Liebhaber fanden. Am gelehrtesten waren noch die Geist- lichen, aber auch nur zum Theil. Besonders haben sie das Verdienst, daß sie fleißig Bücher abschrieben, und ihnen verdankt man es, daß wir noch jetzt so viele treffliche Werke aus dem Alterthume übrig ha- den. Hier und da gab es auch bei den Domftiftern und Klöstern Schulen, in welchen die Mönche Unterricht ertheilten, und kann dieser auch nicht mit dem unserer Schulen verglichen werden, so wurde doch dadurch verhindert, daß keine völlige Barbarei einriß. Vorzüglich zeichneten sich die gelehrten Benedictiner durch Liebe für die Wissen- schaften aus. 43. Konrad 2. und Heinrich 3. — Heinrich 4. und Gregor 7. (Konrad 2. der Salier 1024 — 39. Zug nach Italien 1026. Heribert, Erzbischof von Mailand. Aufruhr in Ravenna. Kaiserkrönung. Verträge mit Rudolph von Burgund und Kanut von Dänemark. Vereinigung Burgunds mit Deutschland 1032. Zweiter Rvmerzug 1035. Zerwürfniß des Kaisers mit Heribert. Gottes- frieden. Heinrich 3. 1039—56. Kriege gegen Bretislav von Böhmen. Einsetzung Peters von Ungarn. Römerzug 1046. Absetzung dreier Päpste in Sutri. Zwei- ter Römerzug 1055. Erbauung von Avcrsa 1029. Normannen in Neapel. Die Söhne Tankreds von Hauteville. Gefangenschaft Leo's 9. Heinrich 4.1056 —1106. Vormundschaft Hanno's von Cöln und Adalberts von Bremen. Versammlung in Tribur: Entfernung Adalberts von den Staatögeschäftcn. Selbstrcgicrung Hein- richs seit 1070. Entsetzung Otto's von Nordheim vom Herzogthum Baiern. Zer- würfniß mit den Sachsen. Versammlung in Gerstungen. Frieden daselbst. Zer- störung der Harzburg. Erneuerung deö Kriegs. Schlacht bei Langensalza 1075. Unterwerfung der Sachsen. Neue Feindseligkeiten. Papst Gregor 7. Verbot der Priestcrehe, der Simonie und der Investitur. Zerwürfniß zwischen Gregor und Heinrich. Synode in Worms. Heinrich im Kirchenbann. Versammlung in Tri- bur. Heinrich in Canossa 1077. Wahl Rudolphs von Schwaben zum Gegenkaiser. Krieg in Deutschland. Schlachten bei Melrichstadt, Flarcheim und Merseburg 1078 — 80. Heinrich in Rom. Befreiung Gregors durch Robert Guiscard. Ge-

5. Theil 3 - S. 221

1839 - Leipzig : Fleischer
221 eine Reitgerte in der Hand, wie er von der Jagd kam, ertheilte den alten Herren einen derben Verweis, und befahl die Annahme der Ver- ordnung. Auch der sonst so geschmeidige Mazarin wurde nun über- müthiger, und behandelte die französischen Großen mit rücksichtsloser Nichtachtung. Mit Spanien wurde 1659 auf der Fasanen-Insel im Flusse Bidassoa an der spanischen Gränze der pyrenäische Frieden ge- schlossen, in welchen Frankreich nicht nur einige Districte an den Ost- pyrenäen, sondern auch den größten Theil von Artois erhielt. Condü erhielt zugleich Vergebung, und kehrte versöhnt an den Hof zurück. Der wichtigste Punct des Friedens betraf die Vermählung der Tochter Philipps 4. (1621 — 65), Maria Theresia's, mit Ludwig 14., durch welche diesem die Aussicht auf die einstige Thronfolge in Spa- nien, wenn auch noch entfernt, eröffnet wurde. Zwar mußte er wie seine Braut allen Ansprüchen auf die spanische Monarchie durch einen feierlichen Eid entsagen; aber er war in dergleichen Dingen nicht be- denklich, und überließ Alles der Zeit. Mazarin's Gesundheit verfiel seit diesem Frieden Zusehens, und da er seinen Tod nabe fühlte, rieth er dem Könige, künftig selbst zu regieren, und sich der Minister nur als Rathgeber zu bedienen. Er starb 1661, fünf Jahre später (1666) auch Anna von Oestreich. Unter den nun ernannten Ministern erhielt Colbert die Ver- waltung der Finanzen. Diesem thätigen und wohlmeinenden Manne verdankt Frankreich viel. Mit eben so viel Thätigkeit als Geschick brachte er den Handel in bessern Schwung, beförderte Fabriken, ließ den berühmten Canal von Languedoc graben, der die Garonne mit dem mittelländischen Meere verbindet, legte in fremden Erdtheilen Colo- nien an, und brachte den Ackerbau in Aufnahme. Dabei erleichterte er die Abgaben, die auf dem armen Volke lagen, und doch verschaffte er dem Könige eine größere Einnahme als bisher. Zu keiner Zeit haben auch die Wissenschaften und Künste so ge- blüht als unter Ludwigs 14. Regierung. Thcils war die Ursache da- von die reichliche Unterstützung, welche er den Gelehrten und Künst- lern angedeihen ließ, theils ist aber auch nicht zu leugnen, daß wirk- lich eine größere Menge von ausgezeichneten Köpfen zu seiner Zeit lebte. Es gab keine Wissenschaft, in der sich nicht damals einzelne Gelehrte in Frankreich hervorthaten. Sie wurden hervorgezogen und reichlich belohnt, und dies machte natürlich auch Andern Lust, mit Sorgfalt ihre Talente auszubilden. Ueberhaupt besaß der König ein rechtes Geschick, die tüchtigsten Männer für die Geschäfte auszuwäh- len, so daß seine Regierung weniger durch seine eigenen Thaten be- rühmt geworden ist, als durch das, was Andere für ihn und in sei- nem Namen thaten. Kein König verstand es so wie er, die königliche

6. Theil 3 - S. 281

1839 - Leipzig : Fleischer
-v; 281 Tv pold 1. dahin, daß er ihm erlaubte, sich König in Preußen zu nennen; dafür versprach er ihm Beistand in allen seinen Kriegen, und seine Stimme bei jeder Kaiserwahl. Die Krönung war am 18. Ja- nuar 1701 in Königsberg, und wurde mit großer Pracht vollzogen. Seitdem hieß er Friedrich 1. Um seinem neuen Titel Ehre zu machen, mußte das Land drückende Steuern zahlen; überdies stürzte er sich in Schulden; denn er sah mehr auf äußere Pracht, als auf innere Kraft, und es schien ihm eine größere Ehre, in prächtigen Hofkleidern zu er- scheinen, als Größe der Seele zu zeigen. Seine Gemahlin, Sophie Charlotte, dagegen war eine treffliche, überaus gescheute Frau. Sie stiftete die berliner Societät der Wissenschaften, aus welcher späterhin die Academie der Wissenschaften entstanden ist. Auch hat Charlotten- burg von ihr seinen Namen. Ein ganz anderer Mann war sein Sohn Friedrich Wil- helm 1. 1713 — 1740. Das erste, was er nach seiner Thronbe- steigung that, war, daß er den bisher getriebenen Luxus einschränkte. Von den 100 Kammerherren seines Vaters behielt er nur 12; das reiche Gold- und Silberservice wurde in die Münze geschickt, und die Schulden ^ines Vaters zum Theil damit bezahlt. In allen Theilen seines Haushalts führte er die größten Ersparungen ein; er aß mit seiner Familie nur Hausmannskost, und mancher reiche Bürger verwen- dete mehr auf seine Tafel und Kleidung als er Dabei war er die Thätigkeit selbst, sah nach Allem, verlangte von Andern dieselbe Pünkt- lichkeit, die erbesaß, und wehe dem Beamten, den er nachlässig betraf. Sein Unwille machte sich ohne Umstände durch Stockprügel, Faust- schläge o^d< Fußtritte Luft. Ueberhaupt war er hart, herrisch, verlangte unbedingten' und blinden Gehorsam. Sein Geist hatte nicht die Bil- dung erhalten, die sein hoher Standpunkt erforderte. Weder von Ge- lehrsamkeit noch von Gelehrten war er ein Freund, und es war ihm eine Freude, wenn er letztere lächerlich machen oder ihnen sonst einen Streich spielen konnte. So machte er seinen Hofnarren zum Präsiden- ten der Societät der Wissenschaften in Berlin. Ein so roher Geist wie der dieses Königs konnte für geistige Genüsse keinen Sinn haben. Seine liebste Erholung war die Jagd, oder die Musik seiner Haut- boisten, oder das Tabakscollegium. So nannte er seine abendlichen Zusammenkünfte mit einigen gleichgesinnten Männern, meist Gene- ralen, unter denen der Fürst Leopold von Dessau, gewöhnlich der alte Dessauer genannt, ein tüchtiger Feldherr, aber einer der gröbsten Männer seiner Zeit, der vornehmste war. Hier unterhielten sich diese Männer mit Gesprächen, die nicht die feinsten waren, und rauchten dabei Tabak, so daß man kaum die brennenden Lichter vor Dampf sehen konnte. Seine liebste Beschäftigung war das Ererciren seiner Garde. Diese war das Steckenpferd, mit dem er täglich spielte. Sie

7. Mittlere Geschichte - S. 285

1859 - Leipzig : Fleischer
285 Das oben erwähnte Hans Visconti, das lange über Mailand geherrscht hatte, war (1447) ausgestorben, nachdem es vom Kaiser Wenzel unter der Ober- hoheit des deutschen Reichs die herzogliche Würde erhalten hatte. Die Tochter des letzten Visconti war an Franz Sforza, einen tapfern, ritterlichen Condottiere *) verheirathet, und so kam das Haus Sforza auf den mailändi- schen Thron. Ludwig Moro, der zweite Sohn des Franz, benutzte die Jugend des rechtmäßigen Herzogs, des Johann Galeazzo Maria, eines Enkels des Franz, sich der Pe,son seines Neffen zu bemächtigen, und nachdem er diesen an langsamem Gift hatte sterben lassen, warf er sich zum Herzog von Mai- land auf (1494). Venedig hatte während der Kämpfe dieser Jahrhunderte in und um Italien sich zu einer aristokratischen Republik ausgebildet, und namentlich zur Zeit der Kreuzzüge Macht und Reichthum gemehrt. An der Spitze des Staates stand ein durch Wahl ernannter Doge, dessen Gewalt aber von den Vornehmen (Nobili) durch mehrere ihm zur Seite gesetzte Raths-Kolle- gien (Signorie) eingeschränkt und mißtrauisch überwacht war. Die Schisse Venedigs aber, den gewinnbringenden Handel der Levante und des Abend- landes vermittelnd, durchkreuzten die östlichen Theile des Mittelmeeres >^nd überall an den Küsten des adriatischen und des griechischen Insel-Meeres, auch auf Candia und Chpern hatten die Venetianer Niederlassungen und Be- sitz gegründet. Da erschütterte die Eroberung des griechischen Kaiserthumes durch die Türken ihre Macht; die Entdeckung des Seeweges nach Ostindien und Amerikas aber zerstörten die Grundlagen dieses Staates, den reichen Handel. Genua strebte Venedig nach in Macht und großartigem Handelsver- kehr. Korsika und vorübergehend auch Sardinien gehörten diesem Freistaate. Nachdem es das mit ihm ringende Pisa niedergedrückt hatte, begann es sich an Venedigs Macht zu wagen, und in dem 1261 hergestellten griechischen Reiche dessen Handel an sich zu reißen. Dieser Kampf verzehrte seine besten Kräfte: Parteiungen und monarchische Willkür einzelner Familien zerwühlten den Staat. Genua mußte sich 1458 mailändischer und 1499 französischer Oberherrschaft unterwerfen. In Florenz endlich herrschte das durch Handel reich und mächtig gewordene und durch Kunstliebe ausgezeichnete Haus Medicis, obgleich der Staat noch eine Republik war. Cosmo von Medici (1428—1464) hatte durch das bloße Uebergewicht seines Geistes und seiner vaterländischen Ge- sinnung die Blüthe seiner Vaterstadt und seines Hauses geschaffen, und ohne Titel und Würden doch regiert. Ihn übertraf noch sein Enkel Lorenzo mit dem Beinamen Magnifico, als Freund der Wissenschaften und Künste be- kannt. Unter ihm schienen in Florenz die glänzendsten Zeiten Athens aufzu- leben. Da er (1492) starb, folgte ihm sein Sohn, Peter von Medici, der seinem Vater an Kraft und Seelengröße weit nachstand. In Rom saß von 1491—1503 einer der schändlichsten Menschen aus *) Condottieri hießen diejenigen Männer in Italien, die in jenen häufigen Kriegen zwischen den italienischen Staaten Soldatenhaufen anwarben, und sich an die kriegfüh- renden Parteien für einen bestimmten Sold vermietheten.

8. Mittlere Geschichte - S. 201

1859 - Leipzig : Fleischer
201 einem Reichstage in Frankfurt 1344 stellten sie eine Erklärung: daß die Be- dingungen des Papstes den früher festgesetzten Grundsätzen entgegenliefen, und sie also die Einwilligung des Kaisers nicht zugeben könnten. Die Unzufrieden- heit mit dem Kaiser war so groß, daß Johann von Böhmen und sein Sohn Karl von Mähren ihm (1344) aus einer Versammlung zu Reuse geradezu sagten: „Das Reich ist unter dir, Baier, so sehr verfallen und geschwächt worden, daß man ans alle Art Vorbeugen muß, daß es nicht wieder an einen Baier gelange." In der That ging es damals in Deutschland höchst ver- wirrt zu: überall Fehde, überall Mißbrauch der Gewalt und Ungerechtigkeit. Jeder nahm sich sein Recht selbst, und da der Kaiser nicht half und helfen konnte, so bildeten sich um diese Zeit die Vehmgerichte, die diejenigen Uebelthäter faßten und bestraften, welche von den ohnmächtigen Gerichten nicht erreicht werden konnten. Sie waren damals, da der Adel aus Mord und Brand ein Handwerk machte, ein nothwendiges Uebel. Als der Papst (Clemens Vi.) diese allgemeine Unzufriedenheit bemerkte, führte er auf Ludwig einen Schlag, der ihn ganz zu Boden schmettern sollte. Er erließ gegen ihn eine Bannbulle mit den fürchterlichsten Verwünschungen, und ermahnte die Kurfürsten, unverzüglich zu einer neuen Königswahl zu schreiten. Dazu empfahl er ihnen den Sohn König Johanns von Böhmen, den Markgrafen Karl von Mähren, und dieser wurde auch wirklich in Reuse 1346 an die Stelle des abgesetzten Ludwig gewählt. Diese Kränkung überlebte Ludwig nur etwas über ein Jahr; denn er starb 1347 plötzlich auf einer Bärenjagd. 62. Karl Iv. — Wenzel. (Karl Iv. 1346—1378. Universität in Prag 1348. Günther, Graf von Schwarzburg, Gegenkönig. Der falsche Waldemar 1347 — 1356. Der schwarze Tod 1347 — 1350. Geißlerbrüder. Cola di Rienzi >347 und >354. Petrarka. Erster Römerzug 1354— 1355. Die Visconti in Mailand. Ludwig in Rom. Besitznahme der Mark Branden- burg 1373, der Lausitz, Oberpfalz und Schlesiens. Bolko von Schweidnitz und Janer. Tyrol an Oestreich. Goldene Bulle 1356. Zweiter Römerzug 1368. —Wenzel 1378— 1400. Der schwäbische Bund. Erweiterung des Schweizerbundes. Schlachten bei Sem- pach 1386 und Näfels 1388. Fehde zwischen den Fürsten und den Städten. Eberhard der Greiner. Schlacht bei Döffingen 1388 Landfrieden. Johann Nepomuk 1393. Ent- setzung Wenzels 1400.) Karl Iv., 1346 —1378, war ein Sohn Johanns von Böhmen, also aus dem luxemburgischen Hause. Am französischen Hofe erzogen, in mehreren Sprachen unterrichtet, besaß er mehr Feinheit und Gewandtheit als die deut- schen Fürsten damals zu haben pflegten, und vielen Sinn für Wissenschaften und Künste; aber einen wahrhaft großen und edeln Charakter hatte er nicht. Für Deutschland hat er wenig gethan, desto mehr aber für seine Erbländer, besonders für sein geliebtes Böhmen, wo er sich auch aufzuhalten pflegte. Er erweiterte den Handel Böhmens, beförderte den Bergbau, und errichtete die Universität in Prag, die erste in Deutschland (1348). Das baiersche Haus wollte Karln nicht als Herrn erkennen, und suchte ihm einen Gegenkönig entgegenzustellen. Erst wählten Karls Gegner den König Eduard Iii. von England, und da dieser wegen der Gegenvorstel-

9. Mittlere Geschichte - S. 63

1859 - Leipzig : Fleischer
63 Dom zu Köln, dessen Vollendung ein Ruhm unserer Tage werden soll, ist das großartigste Werk gothischer Baukunst. — Mit den Gewerben hob sich zu- gleich der Handel. Vornehmlich werden die Städte Bremen, Hamburg und Köln als große Handelsstädte genannt. Aber er war noch meist in den Händen der Juden, weil er bis zu Anfänge des 12ten Jahrhunderts für ein erniedrigendes Gewerbe gehalten wurde. Die Juden wurden durch ihn sehr reich; aber dann und wann fielen in grausamen Verfolgungen die Christen über sie her, schlugen sie todt, und nahmen ihnen die Reichthümer weg. Die Sitten jener Zeiten waren einfach und derb, doch auch von Roh- heit noch nicht frei. Ein Aufschwung geistigen Lebens läßt sich jedoch schon wahr- nehmen und ein reicheres, mannichfaltigeres Treiben begann sich in den Städten zu zeigen. — Der Adel, d. h. die Ritter überließen sich einer immer mehr einreißenden Fehdelust. Aus steilen Bergen legten sie ihre Burgen an, machten das Land unsicher, und trieben in verwilderten Zeiten des Reiches das un- edle Gewerbe des Straßenraubes. Die schwache und nicht ausgebildete Ge- richtsverfassung vermochte noch nicht gegen das Recht der Stärke durchzu- dringen. Nur der Gottessriede, von dem wir im nächsten Abschnitt reden, wirkte wohlthätig, indem den Uebertretern der Kirchenbann drohte. Später suchten die Kaiser durch sogenannte Landfrieden dem Unwesen zu steuern, z. B. Friedrich I. 1187, der jedoch angesagte Befehdungen noch straflos er- klärte. — Selbst unter den Geistlichen fand sich oft nicht geringe Rohheit. In der Mitte des Ilten Jahrhunderts entstand einst ein Streit zwischen einem Bischof und einem Abt in der Kirche zu Goslar, und obgleich der König (Heinrich Iv.) zugegen war, so schlugen doch die beiden Parteien mit Schwer- tern und Prügeln au heiliger Stätte ans einander los. — Neben biederer Tüchtigkeit und redlicher, fester Frömmigkeit waren Unwissenheit und Aber- glaube überaus groß. Kaiser Otto I. konnte im 34ften Jahre noch nicht lesen; doch schützten und beförderten die sächsischen Kaiser die Wissenschaften, für die sich aber unter den Deutschen wenig Liebhaber fanden. Am gelehrtesten waren noch die Geistlichen, aber auch nur zum Theil. Besonders haben sie das Verdienst, daß sie fleißig Bücher abschrieben, und ihnen verdankt man es, daß wir noch jetzt so viele treffliche Werke ans dem Alterthume übrig haben. Hier und da gab es auch bei den Domstiften und Klöstern Schulen, in denen die Mönche Unterricht ertheilten, und kann dieser auch nicht mit dem unserer Schulen verglichen werden, so wurde doch dadurch verhindert, daß keine völlige Barbarei einriß. Vorzüglich zeichneten sich die gelehrten Benedictiner durch Liebe für die Wissenschaften aus.

10. Neue Geschichte - S. 193

1859 - Leipzig : Fleischer
193 viel. Mit eben so viel Thätigkeit als Geschick Krackte er den Handel in bessern Schwung, beförderte Fabriken, ließ den berühmten Canal von Languedoc graben, der die Garonne mit dem mittelländischen Meere verbindet, legte in fremden Erdtheilen Colonien an, und brachte den Ackerbau in Auf- nahme. Dabei erleichterte er die Abgaben, die auf dem armen Volke lagen, und doch verschaffte er dem Könige eine größere Einnahme als bisher. Zu keiner Zeit haben auch die Wissenschaften und Künste so geblüht als unter Ludwigs Xiv. Regierung. Theils war die Ursache davon die reichliche Unterstützung, welche er den Gelehrten und Künstlern angedeihen ließ, theils ist aber auch nicht zu leugnen, daß wirklich eine größere Menge von ausge- zeichneten Köpfen zu seiner Zeit lebte. Es gab keine Wissenschaft, in der sich nicht damals einzelne Gelehrte in Frankreich hervorthaten. Sie wurden her- vorgezogen und reichlich belohnt, und dies machte natürlich auch Andern Lust, mit Sorgfalt ihre Talente auszubilden. Ueberhaupt besaß der König ein großes Geschick, die tüchtigsten Männer für die Geschäfte auszuwählen, so daß seine Regierung weniger durch seine eigenen Thaten berühmt geworden ist, als durch das, was Andere für ihn und in seinem eigenen Namen thaten. Kein König verstand es so wie er, die königliche Majestät geltend zu machen; seine Herrschergaben und die Kunst, sie geltend zu machen, überragten die meisten Fürsten seiner Zeit; an seinem Hofe, ja in ganz Frankreich war der König dergestalt das Ziel aller Bestrebungen, daß Niemand nach etwas Anderem trachtete als nach seinem Beifall und seiner Gunst. So wenig tugendhaft er auch, namentlich in seiner Jugend, war, so vergab er seiner Würde doch nie etwas. Seine Freundlichkeit entzückte Jedermann, sein Ernst brachte auch den Muthwilligsten zum Schweigen, und sein Zorn machte ihn furchtbar, ohne daß er sich je grausam gezeigt hat. In seiner Jugend ergab er sich ganz den wildesten Zerstreuungen, und brachte dadurch ungeheure Summen durch, welche der arme Unterthan ausbringen mußte. Dennoch war er keineswegs unthätig, Er bekümmerte sich um Alles, und wehe dem, der in seinem Amte treulos oder nachlässig befunden wurde. So freigebig er im Belohnen war, so unerbittlich streng bestrafte er die Schuldigen. Das Geringste war, daß er sie wegjagte; Viele aber wurden in die Bastille gebracht, eine alte Festung in Paris, die damals als Staatsgefängniß gebraucht wurde. Schauer- lich waren dort die düstern Kerker, die von keiner Sonne beschienen wurden, und nicht Wenige haben dort den ganzen Rest ihres Lebens zubringen müssen, weil der König entweder gegen sie erbittert war, oder sie vergessen hatte! Kein Volk ist so geschickt, mit vielen Worten wenig zu sagen, und zu schmeicheln, ohne sich dabei etwas zu denken, als das französische. Kein Wun- der, daß man von allen Seiten wetteiferte, dem mächtigen Könige die verbind- lichsten Sachen zu sagen, seinen Verstand über den aller andern Menschen- kinder zu erheben, und ihn den größten Monarchen zu nennen, der je auf Erden gelebt habe. Da er dergleichen Dinge gern hörte, und die Schmeichler ansehnlich belohnte, so wurde die Zahl derselben immer größer. Wenige Menschen aber sind stark genug, Schmeichelei von Wahrheit zu unterscheiden. Er gehörte zu dieser kleinen Zahl nicht, wurde daher von Jahr zu Jahr stolzer, Nöff. Weltgesch. 3. Th. /1 o
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